Mindestens 11 interessante Dinge aus Industriepolitik und Geoökonomie zum Start in die Woche (#1)
Diese Ausgabe mit Beiträgen zu Robotaxis, Biden, AI Act, Batterietechnologie und einer Buchempfehlung.
Robotaxis - Die GM-Tochter Cruise (Link) hat einen schweren Fehler begangen und nach einem Unfall ihres Robotaxis in San Francisco geschnittene Kameradaten an die kalifornische Kraftfahrzeugbehörde weitergegeben. Nun wurde Cruise die Lizenz für seine Robotaxis in ganz Kalifornien entzogen. Cruise-CEO Kyle Voigt wurde inzwischen entlassen und GM hat die Produktion des geplanten Shuttles (Cruise Origin) vorerst eingestellt. Damit sind im Rennen um die Robotaxis in einem Mobilitätssystem der Zukunft vorerst nur noch Waymo, Baidu Apollo, Pony.AI, WeRide und Volkswagen an der Spitze.
Tritt Biden doch nicht an? - Obamas ehemaliger Berater David Axelrod spricht öffentlich davon, dass Biden nicht mehr kandidieren könne (Quelle: The Hill).
Ordoliberalismus meets Industriepolitik - Das Centrum für Europäische Politik (CEP) hat eine Studie veröffentlicht, in der sie für eine “Synthese aus marktorientierter Ordnungspolitik und sektoral informierter Industriepolitik” plädieren. Dass Industriepolitik in einer CEP-Studie überhaupt als Option in Betracht gezogen wird, ist an sich schon eine Nachricht (Link).
Streit um AI Act - Eigentlich befindet sich der AI Act auf der Zielgeraden. Vergangene Woche haben sich Deutschland, Frankreich und Italien jedoch auf ein Non-Paper geeinigt, in sie sich die Länder gegen eine gesetzliche Regulierung für Foundation Models aussprechen. Auf X hat dies zu einem Streit zwischen Max Tegmark (Professor am MIT & Autor von Life 4.0), Yann Le Cun (Vice-President, Chief AI Scientist at Meta) und Cédric O (ehemals Staatssekretär für Digitalökonomie im Kabinett von Macron) geführt. Ausgangspunkt war der Vorwurf von Tegmark, dass Cédric O in seiner Rolle als Aufsichtsrat von Mistral nun gegen das Gesetz sei, das er 2021 noch befürwortet hatte. Den erkenntnisreichen Streit gibt es hier.
Neue Batterie 1.0 - Toyota hat eine neue Batterietechnologie mit einer Reichweite von 745 Meilen und einer Ladezeit von 10 Minuten angekündigt. Allerdings wird die Massenproduktion bis 2030 und darüber hinaus auf "Zehntausende" von Autos beschränkt sein (Link).
Neue Batterie 2.0 - Das schwedische Unternehmen Northvolt hat nach eigenen Angaben eine kostengünstigere und nachhaltigere Batterie zur Stromspeicherung entwickelt, die ohne Lithium, Nickel, Graphit und Kobalt auskommt. Laut Northvolt könnte Europa mit dieser die Abhängigkeit von knappen Rohstoffen aus China verringern (Link).
Schuldenbremse - Auch die Bundesbank plädiert in ihrem Monatsbericht für eine "stabilitätsorientierte Reform" der Schuldenbremse und dafür "den Kreditrahmen moderat auszuweiten". Den ganzen Bericht gibt es hier.
Schuldenbremse & Blick von außen - Felix Kiefer hat im Tagesspiegel den Blick aus den USA, Frankreich, Großbritannien und Italien auf die deutsche Schuldenbremse geworfen (Link). Der Spiegel hat den dänischen Ökonomen Jacob Funk Kirkegaard (German Marshall Fund, Peterson Institute) zur Schuldenbremse interviewt (Link). Beides sehr lesenswert.
Uber - “After $33 Billion in Losses Over 14 Years, Uber is Finally Approaching GAAP Breakeven”. Hubert Horan hat einen interessanten Blogpost (Link) zur Profitabilität von Uber und den vier Faktoren geschrieben, die die Margenverbesserung von Uber in den letzten zwei Jahren angetrieben haben. Lesenswert.
Irres Manifest - Marc Andreesen, Risikoinvestor und zugleich wichtige Stimme im Silicon Valley, hat ein irres Manifest veröffentlicht. Die Feinde des Techno-Optimismus sind laut Andreesen u.a. “sustainability”, “ESG”, “Sustainable Development Goals”, “social responsibility”, “stakeholder capitalism”, “precautionary principle”, “trust and safety”, “tech ethics”, “risk management”. Da Trends, die aus dem Silicon Valley kommen, oft auch nach Europa überschwappen, ist es ratsam, hier genau hinzuschauen. Wer es selbst lesen möchte, kann das hier.
Neues Buch - Herfried Münkler hat ein neues Buch über Geopolitik geschrieben. Ich habe es noch nicht gelesen, aber auf den ersten Blick scheint es das Beste zu sein, was in Deutschland seit langem zu diesem Thema geschrieben wurde. Der Deutschlandfunk hat eine tolle Rezension hierzu produziert.
